Montag, 25. Januar 2021

Wolkenschloss



Wolkenschloss von Kerstin Gier
erschienen am 09.10.2017 im FJB Verlag
460 Seiten

Klappentext: 
Ein magischer Ort in den Wolken. Eine Heldin, die ein bisschen zu neugierig ist. Und das Abenteuer ihres Lebens. Der neue Roman von Bestsellerautorin Kerstin Gier.
Hoch oben in den Schweizer Bergen liegt das Wolkenschloss, ein altehrwürdiges Grandhotel, das seine Glanzzeiten längst hinter sich hat. Aber wenn zum Jahreswechsel der berühmte Silvesterball stattfindet und Gäste aus aller Welt anreisen, knistert es unter den prächtigen Kronleuchtern und in den weitläufigen Fluren nur so vor Aufregung. Die siebzehnjährige Fanny hat wie der Rest des Personals alle Hände voll zu tun, den Gästen einen luxuriösen Aufenthalt zu bereiten, aber es entgeht ihr nicht, dass viele hier nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Welche geheimen Pläne werden hinter bestickten Samtvorhängen geschmiedet? Ist die russische Oligarchengattin wirklich im Besitz des legendären Nadjeschda-Diamanten? Und warum klettert der gutaussehende Tristan lieber die Fassade hoch, als die Treppe zu nehmen? Schon bald steckt Fanny mittendrin in einem lebensgefährlichen Abenteuer, bei dem sie nicht nur ihren Job zu verlieren droht, sondern auch ihr Herz.

Aussehen: 
Passend zum Titel ist das Cover wie ein Hotel gestaltet. In sanftem Lavendel gehalten, kann man sogar die einzelnen Charaktere aus der Geschichte suchen und finden!

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
Abgelegenes Hotel, Weihnachten, Stimmungsvoll, Magie?

Rezension:
SETTING
Fanny Funke arbeitet als Jahrespraktikantin im Hotel Wolkenschloss in der Schweiz. Dabei kommt sie in fast jedem Bereich mal zum Einsatz. Aktuell ist sie schon ein wenig dort und macht gerade die Kinderbetreuung. Klingt erst mal nicht so spannend und tatsächlich geht die Geschichte eher gemütlich los. Man begleitet Fanny in ihrem Alltag und lernt das Hotel kennen- wäre da nicht der Prolog. In dem werden uns nämlich gleich mal Blut, Angst und ein Kuss versprochen. 

ALLGEMEINES
Das Buch wird von Fanny in der Ich-Perspektive erzählt. Im Gegensatz zu anderen Büchern der Autorin, die eindeutig magische Elemente in sich tragen ist dieses hier eigentlich (lassen wir mal die Frage ob die knarzende Leitung weiß wann sie knarzen muss außen vor) sehr realistisch gehalten. Auch wenn mir immer wieder der Verdacht kam, dass da mehr im Spiel sein könnte. 
Auch erwähnenswert ist vielleicht, dass in dem Buch viel Englisch gesprochen wird. Das ist, bis auf einzelne Wörter und die Anmerkungen Fannys, eigentlich nicht ganz herauszulesen, beziehungsweise vergisst man es einfach schnell. Während ich weiß, dass das sicher von Autoren- und Verlagsseite ein schwieriges Arrangement sein kann- immerhin wollen wir ja kein zur Hälfte Englisches Buch lesen, habe ich mich trotzdem gefragt, ob Schulabbrecherin Fanny Funke aus Achim bei Bremen mit 17 Jahren und nachdem sie sitzen geblieben war, wirklich so versiert in dieser Sprache sprechen kann, wie es mir Glauben gemacht wurde, ja selbst wenn sie viele Serien im Original liest. 
Schließlich muss ich noch das Namensregister am Ende (da es nicht spoilert wäre es evtl. zu Beginn ganz gut aufgehoben) und das Glossar erwähnen. Letzteres war sehr informativ aber eindeutig mit einem Lächeln geschrieben und hat genauso viel Spaß gemacht zu lesen, wie die eigentliche Geschchte. 

SCHREIBSTIL
Ich weiß ja langsam bei Autoren, die ich immer wieder lese nicht mehr was ich schreiben soll. Ich halte Gier für einfach zu lesen und angenehm. Witzig fand ich allenfalls, dass Fanny Ausdrücke wie „frappierend“ ganz selbstverständlich benutzt, allerdings die Vandalen und die Hottentotten nicht kennt. Oder liegt das an mir?

CHARAKTERE
Fanny (wofür steht das eigentlich?) war nett und witzig und hatte für meinen Geschmack eine gute Balance aus Selbstvertrauen und Zweifel (die man mit 17 nun mal einfach hat). Sie ist manches mal ein wenig leichtgläubig, aber sie hat ein gutes Herz und es hat Spaß gemacht sie zu lesen. 
Dann gibt es die zwei gut aussehenden Jungs- Ben (Sohn des Hoteldirektors) und Tristan (ein Gast). Interessant war hier vor allem, dass ich ein wenig vergeblich auf eine richtige Dreiecksgeschichte gewartet habe (was gut ist). Trotzdem bin ich nicht so wirklich der Fan von Ben, der zwar total nett sein kann, aber Fanny auch nicht immer unterstützt. Tristan hingegen plant und schmiedet zwar mit ihr, aber er war mir einfach durchaus suspekt. Man kann ihn nicht durchschauen und ich wusste nie wirklich woran ich war bei ihm. 
Besonders viel Liebe steckt meiner Meinung nach auch in den Nebencharakteren. Sei es das ältere Ehepaar Ludiwig (wollen wir nicht alle so eine Bezehung haben?) oder der psychopathische 9-jährige Don (den ich eindeutig als Charaktere toll gemacht finde, aber trotzdem als Leser nicht mag. Außerdem ist er gruselig und ich muss mir da was von ihm abschauen. Tragisch, tragisch...). Toll waren auch die Mitarbieter von Fanny. Da gibt es Monsieur Rocher, der immer ein offenes Ohr hat und über alles bestens informiert ist, den singenden Wäschereimitarbeiter Pavel und den alten Stucky. Überhaupt liebe ich so alte Charaktere. Persönlich bin ich auch Fan der Moser-Anni, weil ich mir die so gut vorstellen kann (und schon die Namnsgebung mich an meine Oma erinnert). 
Interessant finde ich auch irgendwie dass das Buch so ziemlich ohne Familie auskommt. Fannys Eltern und Geschwister spielen hier nur eine sehr marginale Rolle in Form von SMS und Erzählungen und auch ihre beste Freundin Delia ist eine absolute Randfigur. 

MEINUNG
Auch wenn das „Wolkenschloss“ recht langsam beginnt hat es mich nie gelangweilt. Gerade der langsame Einstieg war mir hier sehr willkommen, immerhin ist es trotz fehlender Action interessant und witzig genug geschrieben. Am Ende wird dann noch ein beinahe-Verbrechen aufgedeckt, und ich gebe zu, ich bin erst sehr spät draufgekommen, wer dahinter steckt.
Es ist in meinen Augen eine Geschichte ganz im Stile Giers, die dennoch ein wenig anders ist als die anderen und daher eindeutig gelesen werden sollte.

Gesamteindruck:
Ein gelungener Einzelband, der nichts zu wünschen übrig lässt. Rätsel, Spaß und gut gemachte Charaktere lassen das Buch zu einem Erlebnis werden. Absolute Empfehlung

9,5/10 Punkte 

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