Samstag, 2. Januar 2021

Hexenlied



Hexenlied von Antonia Michaelis 
erschienen am 22.07.2019 im Oetinger Verlag
400 Seiten

Klappentext: 
Schlagworte Tim ist scheinbar ein ganz normaler Jugendlicher. In Lilith dagegen sehen alle eine Außenseiterin. Als Lilith in der Theatergruppe die Hauptrolle der mexikanischen Hexe, „la bruja“, übernimmt, hat das seltsame Auswirkungen. Sobald „la bruja“ die Bühne betritt, wirken alle wie gebannt in ihren Rollen. Außerhalb der Proben entwickelt sich zudem ein besonderes Verhältnis zwischen Tim und „la bruja“. Doch bald gibt es erste Gerüchte, dass Lilith tatsächlich eine Art Hexe sein könnte. Denn immer mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Theaterstück und Realität

Aussehen: 
Das Cover so in schwarz und mit diesem Mädchen drauf, von dem wir nicht wissen, ob sie nun eine Hexe ist, oder nicht, hat durchaus etwas magisches. Gerade die Blumen und dieser Dornenkranz um ihren Kopf lassen sie aber auch naturverbunden und unschuldig aussehen

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
magischer Realismus, Außenseiter, Verwirrung 

Rezension:
SETTING
In der Schule soll ein Theaterstück aufgeführt werden und wie das halt so ist, beginnen alle bei den Proben ein wenig zu halluzinieren und wissen bald nicht mehr, was wirklich ist und was nur das Stück. Oder zumindest so ähnlich. Die Grenzen verschwimmen tatsächlich etwas, aber man weiß gar nicht genau warum, und je seltsamer es wird, umso mehr muss doch das komische Mädchen Schuld sein. Einzig Tim, der mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat (Hyperakusis und das bedeutet er hört zu viel) scheint da nicht ganz so überzeugt zu sein.

ALLGEMEINES
Es ist schon teilweise nicht lustig oder unterhaltend dieses Buch, denn es werden viele ernste Themen angesprochen. Von Tod über Mobbing (bis hin zu angedeuteten Essstörungen) ist alles dabei. Und während hier natürlich wichtige Themen verhandelt werden, fällt trotzdem negativ auf, dass nicht ganz alle aufgelöst werden. Ich will gar nicht sagen, dass das zu keinem guten Ausgang führen kann, aber das Buch ist so realistisch im Bezug auf die immer paranoider und abwegiger denkenden Charaktere, wie es unrealistisch mit deren Umgang mit dem Stück, oder deren Verhalten zwischendurch ist. 
Es ist auf jeden Fall ein Werk, über das man nachdenken sollte, sicher eines von dem man vieles lernen kann, aber ich weiß nicht, ob es auch wirklich unterhaltsam ist...
Interessant ist übrigens auch der Hintergrund der gewählt wurde, denn das Stück, welches unsere Gruppe lernt und aufführen will spielt in einem spanischen? mexikanischen? Dorf und auch die dortigen Ureinwohner werden miteinbezogen, was durchaus interessant ist.

SCHREIBSTIL
Der war an sich recht angenehm. Die Autorin weiß was sie da tut, und auch die spanischen Passagen (ein Lied) haben (bei meinen etwas eingerosteten Spanischkenntnissen) durchaus Sinn ergeben.

CHARAKTERE
Von allem Charakteren stechen nur Tim und Lilith wirklich heraus. Sie ist eine Einzelgängerin, die auch kein Problem damit hat, alleine zu sein, und/oder sich mit sich selbst zu beschäftigen. Sie ist außerdem ein guter Mensch, und nett und ohne Groll (vor allem wenn man bedenkt was ihr alles passiert). Ein wenig nervig ist das schon, weil man manches Mal auch will, dass sie die Leute in die Schranken weist, und weil sie sehr oft auch in Rätseln spricht. Aber sie ist gut für Tim und einigermaßen angenehm zu lesen.
Tim auf der anderen Seite erscheint mir von der Freundesgruppe bei weitem der vernünftigste, normalste und anständigste zu sein. Es wird recht schnell klar, dass er traumatisierte ist und seit einem Vorfall an Hyperakusis leidet, und das geht einem beim Lesen schon mal durchaus auf die Nerven. Seine Freunde wissen davon aber nichts, und es ist recht offensichtlich, dass er sich vor ihnen verstellt und dazugehören will. Dennoch mausert er sich im Verlauf der Handlung und lernt immer mehr auch für das einzustehen was ER will.
Die anderen Charaktere haben durchaus auch ihre Probleme und tragischen Geschichten, aber sie verblassen auch ein wenig, weil eigentlich jeder in dem Buch das ein oder andere Problem mit sich herumschleppt (von Alkoholismus bis Einsamkeit). Auch ist es zeitweise (für mich) schwer sie auseinanderzuhalten...und der Lehrer, der noch erwähnt werden sollte mag zwar ganz nett sein, ist aber absolut unfähig wenn es um seinen Job geht.

MEINUNG
Meh. Meeeeh. Es war okay...besser wird es nicht. Der Anfang ist etwas zäh, und während die Geschichte im letzten Drittel durchaus Fahrt aufnimmt, rettet das auch nur wenig. Dazu kommt, dass das Ende einfach unglaubwürdig wirkt. Insgesamt haben mich also weder die Geschichte, noch die Charaktere überzeugt, und ne nette Idee alleine (selbst wenn wichtige Themen angesprochen werden) ist einfach zu wenig... dazu bin ich der Meinung, dass Handlungen Konsequenzen haben müssen, und wenn man schon so viele Probleme, und dermaßen viel Fehlverhalten einbaut, sollte das am Ende irgendwie auch aufgelöst oder geahndet werden. Ich mein klar, in unserer Welt läuft nicht alles rund, aber aus einem Buch möchte man doch lieber optimistisch als deprimiert hervorgehen...

Gesamteindruck:
Ich bleibe bei Meh. Gute Themen, akzeptabel Geschichte, schlechte Auflösung und fragwürdige Charaktere. Das Buch war maximal eine Warnung, die einen deprimiert zurücklässt, und obwohl es sicher schlimmer geht, sind hier einfach nicht mehr als 
5,5/10 Punkten drinnen.

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