Sonntag, 26. Februar 2017

Dark Wonderland/Splintered


Dark Wonderland: Herzkönigin (orig. Splintered) von A.G. Howard
erschienen am 24.11.2014 bei cbt (01.01.2013 Amulet Books)
462 (orig. 371) Seiten

Klappentext: 
Folge dem Flüstern … in das Reich hinter dem Spiegel
Alyssa kann Blumen und Insekten flüstern hören, eine Gabe, die schon ihre Mutter um den Verstand brachte. Denn sie sind die Nachfahrinnen von Alice Liddell – besser bekannt als Alice im Wunderland. Als sich der Zustand ihrer Mutter verschlechtert, kann Alyssa ihr Erbe nicht mehr leugnen, sie muss jenen Fluch brechen, den Alice damals verschuldet hat. Durch einen Riss im Spiegel gelangt sie in das Reich, das so viel finsterer ist, als sie es aus den Büchern kennt, und zieht dabei ihren besten Freund und geheime Liebe Jeb mit sich. Auf der anderen Seite erwartet sie jedoch schon der zwielichtige und verführerische Morpheus, der sie auf ihrer Suche leitet. Aber wem kann sie wirklich trauen?

Aussehen: 
Auf dem Cover ist Alyssa zu sehen, grüner Hintergrund, Ranken und Insekten (allesamt animiert, außer ihr) runden das ganze ab. Hervorzuheben ist der grüne Farbstich, den das ganze Cover (zB ihre Augen) haben, die es ein wenig gruselig erscheinen lassen.

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
Wunderland, Alice, Retelling, Liebesdreieck

Rezension:
Splintered, oder Dark Wonderland, wie es auf Deutsch heißt (ja, ich mache mich darüber lustig, dass der deutsche Titel englisch ist) von A. G. Howard dreht sich um Alyssa und ihre Reise ins Wunderland.

INHALT
Die Geschichten sind wahr, Alice war dort, und hat auch gleich einen Fluch mitgebracht. Seitdem können die weiblichen nachfahren der Familie Liddell mit Pflanzen und Insekten reden, was sie leider in der Regel in den Wahnsinn oder in den Tod treibt. Als ihrer Mutter Elektroshock Therapie droht, und sich für Alyssa zeitgleich die Gelegenheit ergibt, bricht sie daher auf ins Wunderland und versucht dort mit ihrem besten Freund/Freund Jeb (man ist sich nicht so ganz sicher) die Fehler von Alice rückgängig zu machen, den Fluch zu brechen, und ihre Mutter zu retten.

ALLGEMEINES
Alyssa erzählt die Geschichte aus der ersten Person, wir sehen alles durch ihre Augen. Das Buch ist im Präsens geschrieben, was im übrigen gar nicht stört, und sogar zur Spannung beiträgt. So bleibt die ganze Zeit offen, ob Al das ganze nicht doch einfach nicht überlebt. Interessant ist auch die Interpretation des Wunderlandes. Alles ist düsterer, bedrohlicher als in den originalen Büchern, was damit erklärt wird, dass die kleine Alice vieles einfach anders/netter wahrgenommen hat.
Das englische Buch hat statt schwarzer, dunkelviolette Tinte, und auch die Folgeteile haben jeweils eine andere Farbe, in der geschrieben wurde. Ich hoffe sehr, dass das auch in der Übersetzung der Fall ist, denn es trägt unglaublich zum Flair des Buches bei.

SCHREIBSTIL
Das Buch ist nicht schlecht geschrieben, aber sowohl aufgrund des Themas, als auch linguistisch schwer zu verstehen. Oft muss man Absätze zwei Mal lesen, oder kann sich etwas, das beschrieben wurde nicht wirklich vorstellen (war bei mir vor allem bei Gewand und Umgebung der Fall). Eine klarere Schreibweise, bzw. Art die Dinge zu beschreiben und erklären, wäre hier also durchaus wünschenswert.

CHARAKTERE
Es gibt drei Charaktere, die eine große Rolle spielen. Alyssa, Nachfahrin von Alice und Skater Girl. Sie hört seit Jahren Insekten und Pflanzen und hat, um diese zum Schweigen zu bringen Insekten ausgewählt um damit Kunst (Mosaike udgl aus toten Insekten) zu machen. Heimlich ist sie in Jeb verliebt. Alyssa ist stur, und kann sich wehren, sie weiß (eigentlich) was sie will. Im Wunderland  sieht sie den dortigen Bewohnern ähnlicher und hat auch Kräfte, die sie allerdings noch nicht so gut kontrollieren kann, wie es aussieht, aber das kommt mit der Zeit. Sie ist später etwas hin und her gerissen zwischen Jeb und Morpheus, einem Bewohner des Wunderlandes, der die Raupe, oder in diesem Fall Motte (nach der Metamorphose) darstellt.
Morpheus ist sehr manipulativ, und weiß geschickt seine eigenen Ziele zu erreichen indem er andere verwendet. Er hat eine gemeinsame Kindheit mit Alyssa und scheint für sie doch auch Gefühle zu haben. Dabei ist er eigentlich ein ziemlich undurchsichtiger Charakter, der auftaucht wann er will, und versucht alle zu nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Dennoch ist er auf eine eigenartige Weise sympathisch.
Schließlich gibt es Jeb. In der realen Welt ist er der Kindheitsfreund von Alyssa und hat eine Freundin, sagt aber später, dass er eigentlich auf Al steht. Ständig versucht er sie zu kontrollieren, verbietet ihr Sachen, will nicht dass sie etwas für Morpheus tut, oder sich „in Gefahr begibt“. Anfangs wollte ich noch, das die beiden zusammenkommen, denn er wirkte wirklich nett, auch als er ihr ins Wunderland folgt fand ich das noch gut. Aber in einer Welt in der er sich nicht auskennt (im Gegensatz zu Al übrigens), und auf niemanden hören will, wird er immer kontrollierender, und schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich ihn nicht mag. Als die beiden kurzzeitig getrennt werden, war das ein wahrer Segen für mich.

MEINUNG
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich liebe Erzählungen um das Wunderland, und fand diese düstere Version sehr ansprechend. Man sollte allerdings beide Teile des Originals gelesen haben, da gleich zu Beginn bereits Charaktere aus „Through the Lookingglass“ vorkommen. Die Charaktere waren alle sehr glaubhaft, ihre Interpretationen fand ich genial, aber Jeb kann ich leider nicht leiden. Er macht das ganze relativ anstrengend zu lesen, da er alle paar Seiten einen Einwand hat, was Al nicht tun darf. Hinzu kommt, dass ich den Text insgesamt als schwer zu lesen empfunden habe. Man sollte sich also überlegen in welcher Sprache man das Buch liest.

Splintered bedeutet übrigens "abgespalten" oder "zersplittert", was ja meiner Meinung nach ein sehr passender, aber auch tiefgreifenderer und interpretierbarer Titel ist. Das Buch in einem Wort zusammengefasst eben.
Übrigens eine Anmerkung zum Cover. Ich mag es per se eigentlich schon, aber die Ranken und Käfer sind so dermaßen auffällig animiert, dass es schon nicht mehr gut aussieht. Auch wirkt es, als wäre Alyssas zweites Auge wegretuschiert worden. Bei allen Buchcovern, die ich in letzter Zeit so gesehen habe, fällt es mir daher schwer dieses als schön oder hässlich zu bezeichnen. Ich nenne es mal verschenktes Potential.



Gesamteindruck:
Insgesamt hinterlässt das Buch einen positiven Eindruck, und das Verlangen mehr zu lesen, zu wissen für wen sich Al endgültig entscheidet, und was da noch kommt. Sprachlich gesehen zwar anspruchsvoll, aber dennoch den Aufwand wert.


macht 8,5/10 Punkten

Freitag, 24. Februar 2017

The Selection


Selection (orig. The Selection) von Kiera Cass
erschienen am 11.02.2013 (24.04.2012) im Sauerländer Verlag (HarperTeen)
368 Seiten (orig. 352 inklusiver Leseprobe Bd. 2)

Klappentext: 
Die Chance deines Lebens? 35 perfekte Mädchen und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie gar nicht begehrt? Und will sie auf Aspen verzichten, ihre heimliche große Liebe?

Aussehen: 
Hübsches Mädchen in märchenhaftem Kleid. Sie spiegelt sich ganz oft im Hintergrund, sodass man sie von allen Seiten sehen kann. Jeder Band hat seine eigene Farbe, der erste ist türkis.

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
Bachelor, sturer Hauptcharakter, königlich, Wettbewerb

Rezension:
In „The Selection“ von Kiera Cass dreht sich alles um America, die, als ihr Name gezogen wird, die Chance bekommt eines Tages Königin ihres Landes zu werden.

INHALT
America Singer und ihre Familie kommen, als Künstler, gerade so über die Runden. Daher wundert es nicht, dass ihre Mutter sie dazu überreden will in der Selection mitzumachen (hoffen wir mal, dass es auf Deutsch auch so heißt). Hier werden 35 Mädchen gezogen, die in den palast gebracht werden, um dort Prinz Maxon kennenzulernen. Unter ihnen wählt er dann seine zukünftige Königin aus. Leider weiß Americas Mutter jedoch nicht vom heimlichen Freund ihrer Tochter, Aspen, der auch noch eine soziale Klasse unter ihr ist.
Wenn America jetzt nicht mitmachen und gezogen werden würde hätten wir kein Buch ;)

ALLGEMEINES
Die Geschichte erschien mir wie eine Mischung aus Bachelor und Die rote Königin. Während beide sicher etwas für sich haben (obwohl ich zugebe ersteres nie gesehen zu haben) muss man das auch mögen. So war ich sehr skeptisch.
Des Weiteren: America erzählt die Geschichte aus der ersten Person.

SCHREIBSTIL
Nicht zu schwer, nicht zu anstrengend. Eigentlich in keinster Weise besonders. Ich habe es auf Englisch gelesen, und denke, dass man es, wenn man nicht allzu schlecht ist in der Sprache auch im Original lesen kann.

CHARAKTERE
America ist ein nettes Mädchen. Sie macht sich Gedanken um andere, auch wenn diese “unter ihr” stehen. Anfangs hatte ich aber Probleme mit ihr, weil sie partout nicht mitmachen wollte, und ein wenig anstrengend war. Es wurde aber immer leichter sie zu mögen, auch weil sie nicht so make up und Gewand- besessen ist wie die anderen Mädchen. Sie ist ehrlich, sagt sogar Dinge, die ihr selbst zum Nachteil werden können, und DAS erfordert Mut.
Aspen ist ein Idiot. Innerhalb der ersten 50 Seiten hat er sie bereits verlassen, nur weil er zu stolz ist. Klar bereut er das bald, aber ich hoffe sie schießt ihn in den Wind. Er scheint nämlich nicht über das nachzudenken was sie sagt, geschweige denn auf ihre Gefühle einzugehen…
…weswegen ich in Team Maxon bin. Er ist nett, zuvorkommend, freundlich und gut erzogen. Sogar als sie ihm sagt, sie will nichts von ihm hilft er ihr und ist für sie da. Da es ein Buch gibt, das The One heißt denke und hoffe ich, dass sie sich für ihn entscheidet.
Dann sind da noch ein paar Nebencharaktere, aber bei den meisten kommen wir über den Namen nicht hinaus. Marlee mochte ich, aber da sie sich immer mehr zurückzieht im Verlauf des Buches, bin ich mir nicht mehr so sicher bei ihr. Celeste ist furchtbar, aber jedes Buch, in dem es um so viele Mädchen geht, braucht eine Zicke wie sie.

MEINUNG
Ich weiß, meine Wertung ist ein wenig streng, den ich mochte den mittleren Teil des Buches echt gerne. Leider habe ich den Anfang, und Teile vom Ende weniger toll gefunden, und hätte es fast nicht beendet. Hinzu kommt, dass ich ein wenig skeptisch bin was das Thema betrifft. Diese ganze 35 Mädchen wollen einen Typ Sache vermittelt nicht unbedingt das beste Bild. Dennoch muss ich sagen, dass mir die Machart gut gefallen hat, und ich hoffe, dass es in ähnlicher Manier weitergeht.
Im Übrigen habe ich das ganze Buch über darauf gewartet, dass ein Kleid beschrieben wird, wie sie es auf dem Cover trägt (so ein hübsches Cover!!!)- leider umsonst (es sei denn ich habe etwas übersehen, was nicht ausgeschlossen ist).

Gesamteindruck:
Alles in allem ein interessantes Buch mit einem langsamen Anfang. Die Charaktere mögen nicht alle jedermanns Sache sein, aber sie sind unterschiedlich, und Amerika ist eine gute Heldin. Daher kann ich das Buch allen empfehlen, die Sendungen wie Der Bachelor mögen, denen, die es mal ausprobieren wollen aber auch.


Macht 6,5/10 Punkte

Montag, 20. Februar 2017

Léon und Claire



Er trat aus den Schatten- Léon und Claire von Ulrike Schweikert
erschienen am 12.12.2016 im cbt Verlag
482 Seiten

Klappentext: 
Sie nennen sich selbst die Kämpfer der Schatten und haben der Stadt den Rücken gekehrt. Vom hellen Licht sind sie in das Reich der Dunkelheit hinabgestiegen, in die Katakomben tief unter Paris.
Unter ihnen lebt Léon, der magische Fähigkeiten besitzt. Er allein weiß um die Macht des Meisters der Finsternis, dessen Ziel es ist, Paris zu vernichten.
Als Léon eines Tages der schönen Claire das Leben rettet, ist es um sie beide geschehen. Léon nimmt Claire mit in seine düstere Welt; Licht und Schatten verbinden sich.
Doch das Glück der beiden ist nicht nur dem attraktiven Adrien ein Dorn im Auge, der schon lange in Claire verliebt ist, sondern vor allem dem Meister der Finsternis selbst, der seine ganz eigenen Pläne mit Léon hat. Schon bald werden die beiden Liebenden zum Spielball dunkler Mächte.

Aussehen: 
Schwarz mit goldgelber Schrift und Verzierung. Das Buch schreit nach einem zweiten Teil, der den Ring, welcher Wahrzeichen von Paris darstellt, ergänzt. Ich hoffe es wird weiß.

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
magisch, starker Hauptcharakter, Paris, geheimnsivoll

Rezension:
Léon und Claire handelt von der Liebe zwischen eben diesen beiden, aber auch von dunkler Magie und geheimen Gängen unterhalb von Paris.

INHALT
Claire zieht mit ihrer Familie aus den USA nach Frankreich, wo ihre Mutter aufgewachsen ist, und nun im Louvre einen Job gefunden hat. Schnell findet sie sich in der Klasse einigermaßen zurecht, und wie es das Schicksal so will verliebt sich der Mädchenschwarm Adrien in sie. Doch immer wieder trifft sie den geheimnisvollen Léon, der in den Katakomben und Gassen tief unterhalb von Paris lebt.


ALLGEMEINES
Die Geschichte wird aus der Sicht von Claire, Léon, und später auch Adrien und einem Commandant geschildert. Das Thema Kunst kam immer wieder auf, aber auch geschichtlich kann man einiges aus diesem Buch lernen.


SCHREIBSTIL
Es ist nicht das erste Buch der Autorin, und es lässt sich auch im Großen und Ganzen flüssig lesen. Dennoch hat es hier und da ein paar Stellen gegeben, bei denen ich zwei Mal lesen musste. Machen Mal kam ein Name zu oft hintereinander, und fiel dadurch auf. Es ist also noch etwas Platz nach oben, aber ehrlich gesagt, denke ich, dass das den meisten gar nicht auffallen wird.


CHARAKTERE
Claire ist toll! Anfangs ist sie sich ihrer Gefühle noch nicht sicher, und, klar, sie macht Fehler, aber sie weiß, was sie will, wen sie will, steht dazu und ist mutig. Sie lässt sich nicht einschränken. Am besten fand ich an ihr, dass sie sich nicht erpressen lässt und sich selbst treu bleibt. Sie ist übrigens weder ultra beliebt, noch eine Außenseiterin meiner Meinung nach, und sie braucht auch nicht für alles eine beste Freundin. Ich mochte diese Selbstbestimmtheit an ihr.
Léon ist mysteriös. Wie schafft er es in der Dunkelheit zu sehen? Warum hört es sich wenn er über die Vergangenheit redet so an, als wäre er dabei gewesen? Aber er ist auch hilfsbereit, aufopferungsvoll und er ist gut zu Claire. Er stellt sie immer an erste Stelle, auch wenn er das manches Mal ein wenig dämlich angeht.
Bei Adrien war ich mir nie sicher was ich denken soll. Manches Mal wirkt er wie ein verwöhnter, arroganter Fratz, manches mal wie ein liebenswerter junger Mann, der sich einfach verliebt hat. Es ist, wegen des Titels, kein Geheimnis, für wen sich Claire entschiedet, daher fand ich seine Entwicklung umso interessanter.
Dann wären da noch der gruslige Onkel Cato, von dem man nicht weiß, was man denken soll, und die elegante Madame de Rivarol, die sicherlich mehr weiß, als sie zugibt. Ich denke beide werden wir wiedersehen im zweiten Teil- die Frage ist nur auf welcher Seite?

MEINUNG
Ich bin hin und weg. Ich liebe Paris als Handlungsort, die Katakomben, der Louvre- macht einem Lust selbst Mal hin zu fahren.
Auch die Geschichte, und die Charaktere haben mich in ihren Bann gezogen. Vor allem weil viele Themen der Jugendliteratur, wie etwa Dreiecksbeziehungen oder die Frage "Hat er mich nur benutzt" eben nicht die übliche Wendung genommen haben, vor der ich -zugegebener Maßen- ein wenig Angst hatte. Für den Folgeteil wurden viele Fragen aufgeworfen, und das Ende ist spannungstechnisch echt mies! Aber storytechnisch echt wirklich gut gelöst. Ich muss noch erwähnen, dass ich recht bald in Verdacht hatte, wer hinter gewissen Machenschaften steckt, aber da war auch nicht so viel Auswahl, und wie sich das auswirkt bleibt ja auch offen.

Gesamteindruck:
Alles in allem ein gelungener erster Band, und ein Buch, das ich mehr genossen habe, als ich dachte. Ich freue mich endlich einmal wieder volle Punkte vergeben zu können.
Lest es und lasst euch, wie ich, verzaubern.

macht 9,5/10 Punkten

Dienstag, 7. Februar 2017

Glücksmädchen







Glücksmädchen von Mikaela Bley
erschienen im Ullstein Verlag am 10.02.2017
320 Seiten

Klappentext: 
Ellen Tamm ist besessen vom Tod, seit ihre Zwillingsschwester vor acht Jahren starb. Sogar während ihrer Arbeit verfolgt sie der Verlust: Sie ist Kriminalreporterin bei einem Stockholmer Fernsehsender und sucht sich mit Absicht die schlimmsten Fälle aus. Als könne sie damit den Tod überwinden und die Trauer aus ihrem eigenen Leben verdrängen. Dann verschwindet an einem kalten, verregneten Tag die achtjährige Lycke spurlos. Ellen soll über den Fall berichten. Aber mit einem Mal funktionieren ihre Abwehrmechanismen nicht mehr. Es ist, als hätte sie ihre Zwillingsschwester erneut verloren. Panisch sucht sie nach Lycke. Kann sie das Mädchen retten und endlich Frieden finden?

Aussehen: 
Auf dem Cover ist ein Mädchen zu sehen, dass in Richtung Wasser schaut. Der Himmel ist auffallend blau.

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
verschwundenes Mädchen, Reporter, Krimi

Rezension:
Allem voran erst einmal ein großes Dankeschön an NetGalley und den Ullstein Verlag, für mein Rezensionsexemplar.
 „Glücksmädchen“ von Mikaela Bley handelt vom Verschwinden der kleinen Lycke und der Reporterin Ellen Tamm, die mehr als jede andere daran setzt das Mädchen wieder nach Hause zu bringen.

INHALT
Lycke sollte zum Tennistraining, aber sie kam nicht wieder. Was von der Polizei zunächst nur so halb ernst genommen, und von Ellen's Boss wegen der Quoten ausgewählt wird, entwickelt sich zu einem Fall, der das ganze Land in Atem hält. Bald suchen alle nach der kleinen Lycke. Dabei ist zu erwähnen, dass Ellen von mehr als beruflichem Ehrgeiz angetrieben wird, hat sie doch ihre eigene Schwester auch so verloren. Hinzu kommt, dass bald klar wird, dass die Eltern von Lycke kaum etwas über ihre Tochter wissen. Der Vater hat eine neue Familie, die Stiefmutter kann das Mädchen nicht ausstehen und Mutter Helen hat eigentlich auch wenig Ahnung von ihrem Kind. Einzig das Kindermädchen scheint Lycke zu kennen.


ALLGEMEINES
Die Kapitel sind nach Tagen unterteilt, und weiter in Personen und Uhrzeiten. Da steht dann zum Beispiel etwas wie Ellen 9:00. Besonders interessant ist hierbei die Uhrzeit- anhand dieser kann man sich gut orientieren. Leider sind die Angaben meiner Meinung nach nicht immer ganz einheitlich. So folgt manchmal auf ein "Kapitel" von Ellen ein weiteres Kapitel von ihr, welches zeitlich später spielt, manchmal stehen aber auch nur "***" zur Abgrenzung. Hier muss ich sagen sind mir die Sterne lieber- anders klingt es nicht ganz passend.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Ellen, aber auch der Mutter, dem Kindermädchen und der Stiefmutter von Lycke erzählt.
Das Thema Scheidung, bzw Scheidungskinder ist hier sehr präsent. In „Glücksmädchen“ wird schnell klar, wie sehr Lycke unter der Situation zu leiden hat, wie wenig Zeit beide Eltern für sie haben und auch welche Ausmaße das im Extremfall annehmen kann.
Außerdem hat Ellen immer noch mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu kämpfen, und beschäftigt sich, gegen den Rat ihrer Psychologin auch in ihrer Arbeit mit diesem Thema. Für sie ist es eine Art Obsession geworden, unter der sie selbst am meisten leidet.
Unter der Oberfläche spricht dieser Krimi also durchaus wichtige Themen an, über die man sich auf jeden Fall Gedanken machen sollte. Vor allem die Perspektive der Hinterbliebenen, also Ellen, ist eher etwas seltenes.


CHARAKTERE
Ellen Tamm, Reporterin, besessen vom Tod. Anders als anfangs gedacht ist Ellen ein sehr interessanter Charakter. Sie lässt sich nicht aufhalten, und sucht auf ihre Weise, und mit sehr viel Einsatz nach Lycke. Dabei hat sie neben ihrer Vergangenheit auch noch die gescheiterte Beziehung zu ihrem Chef, die zwar schon länger vorbei ist, aber dennoch eine Rolle spielt, zu bewältigen.
Lyckes Eltern Helena und Harald sind beide keine Charaktere die man schnell mögen wird. Beide wissen nicht wie es in ihrer Tochter aussieht und vor allem Harald wirkt, als wäre er unfähig Beziehungen einzugehen. Auch in Bezug auf seine neue Familie. Helena dagegen, aus deren Gedankenwelt man durchaus mehr erfährt macht sich zumindest echte Sorgen, aber ihre Herangehensweise ist eine, die weniger nachvollziehbar ist. Sie ist sehr kontrolliert, bis hin zur Gefühlskälte. Beide können nicht zugeben wie wenig sie über ihre Tochter wissen, was vielleicht hilfreich gewesen wäre.
Haralds neue Frau ist ebenfalls ein zweischneidiges Schwert. Sie ist einerseits liebevoll zu ihrem Sohn, und wenn etwas aus ihrer Sicht geschildert wird, so kann man es gut nachvollziehen, sympathisiert man mit ihr. Andererseits hat auch sie was zu verbergen und war alles andere als nett zu Lycke.
Schließlich ist Mona lobend hervorzuheben. Die alte Haushälterin ist die einzige, die das Mädchen kennt, und auch wenn sie nur recht wenig vorkommt, war sie charakterlich mein Highlight. 


MEINUNG
Der Krimi ist spannend, gut geschrieben und die Namen, um die ich mir zunächst Sorgen gemacht hatte sind so gewählt, dass man im Deutschen keine Probleme damit hat. Ortschaften und Straßen waren da schon ein wenig schwieriger. Mit der Handlung war ich sehr zufrieden. Es gab genug Twists und Turns, sodass man sehr lange im Dunkeln tappte, und auch die Nebenhandlungen um Ellen waren sehr ansprechend und haben mich lange unterhalten. Außerdem denke ich, dass hier viele Themen behandelt werden über die man nachdenken sollte. Der Titel ist im Übrigen auch etwas, worüber man ein wenig nachdenken sollte...

Lycke, oder Lykke, bedeutet übrigens Glück- ob Lycke dieses hat oder nicht, müsst ihr aber selber herausfinden ;)

Gesamteindruck:

Daher kann ich dieses Buch ohne Vorbehalte weiterempfehlen, und freue mich weiteres um Ellen zu lesen.



macht 8,5/10 Punkten für ein spannendes Leseerlebnis

Donnerstag, 2. Februar 2017

Tschick






Tschick von Wolfang Herrndorf 
erschienen am 31.03.12 im Rowohlt Verlag 
254 Seiten 

Klappentext: 
Zwei Jungs. Ein geknackter Lada. Eine Reise voller Umwege durch ein unbekanntes Deutschland.
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine unvergessliche Reise ohne Karte und Kompass durch die sommer-
glühende deutsche Provinz.

Aussehen: 
Das Cover ist gestreift, was in Anlehnung an den Inhalt wohl eine vorbeirauschende Starße/Landschaft darstellen soll

Schlagworte, die wir damit verbinden:
Road Trip, Suche nach Identität, Schullektüre

Rezension:
Tschick ist ein Roman von Wolfgang Herrendorf. Er beschreibt die Autoreise der beiden minderjährigen Außenseiter Maik Klingenberg und Andrej „Tschick“ Tschichakow.


INHALT
Maik hat keine Freunde, Mädchen interessieren sich nicht für ihn, und im Allgemeinen ist er eher langweilig. Dabei könnte man ihn auch als wohlstandsverwahrlost bezeichnen, denn seine Mutter ist auf Alkoholentzug, und der Vater mit der jungen Sekretärin unterwegs. Als Tschick in seine Klasse kommt, mag Maik ihn erst mal nicht. Aber in den Sommerferien freunden sich die beiden an, und begeben sich spontan auf eine Autotour durch Ostdeutschland. Unterwegs treffen sie auf das Mädchen Isa, das auf einer Müllkippe lebtu und Freunden sich mehr oder weniger mit ihr an.



ALLGEMEINES
Ich musste das Buch im Rahmen einer Vorlesung lesen, speziell ging es hier um das Abenteuer Männlichkeit. Man kann es so lesen, dass Maik und sein Freund sich auf die Suche nach dieser machen- beide sind Außenseiter.
Unabhängig davon ist das Buch aber dennoch recht interessant. Es erzählt eben die Geschichte zweier Jugendlicher, die sich in der Jetzt-Zeit auf eine Reise begeben, ohne ein genaues Ziel vor Augen (sie wollen wage in die Walachei). Dennoch bleibt es einer dieser Romane, bei dem man eben das Gefühl nicht los wird, dass er von einem Lehrer ausgesucht wurde.



SCHREIBSTIL
Der Schreibstil ist sehr modern kann man sagen. Es wird ein Jugend-Jargon verwendet, der durchaus nicht übertrieben und sehr realistisch ist. Muss man aber mögen. Währen ich mir sehr gut vorstellen kann, dass Jugendliche im Moment so reden (auch was man so in den Straßenbahnen mitbekommt) muss ich nämlich auch sagen, dass in meiner Klasse im Gymnasium die Leute sehr wohl in der Lage waren komplette grammatische Sätze zu bilden. Ich hatte daher jedenfalls durchwegs das Gefühl die Protagonisten wären in einer Hauptschule (das soll jetzt nicht so klingen als wäre das eine besser als das andere, es spiegelt nur meine persönlichen Erfahrungen in dieser Hinsicht wieder)



CHARAKTERE
Maik ist kein typischer Held, aber das weiß er selbst. Gleich zu beginn wird dies auch noch deutlich, als er sich vor Angst in die Hose macht. Dennoch ist er ein angenehmer Ich-Erzähler. Er weiß nicht alles, was ihn glaubhaft macht, er scheint ein guter Freund zu sein, und seine Sicht auf die Welt ist eine mit der man sich durchaus identifizieren kann. Außerdem kennen wir alle das Gefühl in jemanden aus der Klasse verliebt zu sein, wie er es ist, und nicht beachtet zu werden- das macht ihn sympathisch.
Tschick war von Anfang an ein kleines Mysterium. Er kommt betrunken zur Schule, schafft es, dass die Oberstufler ihn nicht blöd anquatschen, aber hat eigentlich auch keine Freunde. Die Gerüchteküche brodelt ordentlich, denn da er aus Russland kommt, ist von Mafia über Frauenhandel alles dabei. Nun muss man aber sagen, dass er einfach ein normaler Junge ist. Er scheint sehr intelligent zu sein, da er es von der Förderschule aufs Gymnasium geschafft hat in nur 4 Jahren, aber wirklich ausspielen tut er das nicht, was schade ist. Von Anfang an wird er als treibende Kraft, als alpha-Tierchen dargestellt.

Isa, die sie unterwegs kennen lernen, flirtet ein wenig mit Maik, und sie ist auch ganz okay, aber mir schimpft sie eindeutig zu viel.

MEINUNG
Also ich hätte das Buch ohne meine Vorlesung nie gelesen, aber bereut habe ich es jetzt auch nicht. Es ist und bleibt eine Geschichte, die man für den Unterricht gut lesen kann, in die man auch viel reininterpretieren kann, aber zum Spaß hätte ich das Buch wohl nie in die Hand genommen.
Es wurde uns außerdem gesagt, dass das Buch Elemente der Jugend- und der Erwachsenenliteratur vereint, und daher von beiden Zielgruppen gelesen werden kann. Tatsächlich hat der Verlag Jugendliche nicht als Zielgruppe. Das sehe ich wiederum anders. Gut ich bin erwachsen, aber ich halte mich für jung. Meine Mutter könnte mit dem Buch wohl nichts anfangen, ein 15-jähigrer hingegen schon. Mich haben teilweise, das muss ich schon sagen, die Ausdrücke gestört. Wörter wie „pissen“ und „ficken“ in einem Buch zu lesen gibt mir ein unangenehmes Gefühl.
Schlussendlich –ja, die Geschichte liest sich flüssig und ist in Maßen spannend. Wenn man es begonnen hat will man es auch fertig lesen, auch, weil es nicht schwer und relativ kurz ist, aber vor allem weil man wirklich wissen will, wie Maik schwer verletzt auf der Autobahnpolizeistation gelandet ist.

Isa, sie später hinzu kommt, und auf einer Müllhalde lebt ist eigentlich ein intelligentes Mädchen. Das mit ihr und Maik könnte was werden. Sie ist auch tough und weiß was sie will, aber für meinen Geschmack schimpft sie dann doch zu viel. 

Gesamteindruck:
Naja was kann ich noch sagen. Ich bin nicht sicher ob ich es empfehlen würde- es ist interessant, es ist spannend, aber eben einfach nichts Besonderes. Lest es wenn ihr wollt, bereuen wird man es nicht.



Macht 5,9/10 Punkten