Dienstag, 7. Juni 2016

Rubinrot







Rubinrot von Kerstin Gier
erschienen im Arena Verlag am 01.01.2009
352 Seiten

Klappentext: 
"Manchmal ist es ein echtes Kreuz, in einer Familie zu leben, die jede Menge Geheimnisse hat. Der Überzeugung ist zumindest die 16-jährige Gwendolyn. Bis sie sich eines Tages aus heiterem Himmel im London um die letzte Jahrhundertwende wiederfindet. Ihr wird schnell klar, dass sie selbst das größte Geheimnis ihrer Familie ist, und dass man niemandem raten sollte, sich zwischen den Zeiten zu verlieben!“

Aussehen: 
Das Buch ist Rosa, mit vielen schwarzen Ornamenten, Blumen und den Silhouetten eines Mannes und einer Frau (sie streiten), in eher altmodisch anmutender Kleidung. Autorin, Titel und kleinere Details sind zudem in rot gehalten. In der Hardcover Ausgabe (mit Schutzumschlag) sowie im Taschenbuch sind auch die Seitenzahlen und einzelne Textstellen in roter Farbe gedruckt (nicht in den Ausgaben der Box!)

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
Zeitreisen, Geheimorganisation, Fragen

Unsere Meinung:
Bücherhäschen: Kleines Vorwort: Ich habe vor etwa zwei Jahren von meiner Bibliothekarin die Empfehlung erhalten diese Reihe zu lesen. Aus Höflichkeit habe ich Band 1 aus der Bibliothek mitgenommen, aus Langeweile in der Bahn angefangen zu lesen. 2 Tage später habe ich mir den Rest ausgeborgt. Diese Reihe ist prinzipiell der Grund warum ich angefangen habe Jugendbücher zu lesen. Nun habe ich LeseKätzchen endlich dazu gebracht auch damit zu beginnen und das als Anlass genommen mir die Box selbst zu kaufen.
Worum geht es? In Gwendolyns Familie gibt es ein Zeitreise Gen, das angeblich Ihre perfekte Cousine Charlotte geerbt hat, die auf die Zeitsprünge in die Vergangenheit (ab ihrem 16. Lebensjahr) ihr ganzes Leben lang vorbereitet wurde. Man kann sich schon denken- das Gen hat in Wirklichkeit Gwen, die von den meisten Geheimnissen kaum etwas mitbekommen hat, und überhaupt nicht vorbereitet ist. Ich gebe zu mich zu erinnern wie skeptisch ich der Geschichte anfangs gegenüber stand.
Was finde ich so faszinierend? Von Anfang an fand ich, dass Zeitreisen ein wunderbares Thema sind. Zum einen liebe ich die Vergangenheit, zum anderen kann man aus so einem Konzept viel herausholen. Gwendolyn ist ein normales Mädchen in London (ich weiß nicht warum England gewählt wurde, da die Autorin Deutsche ist, aber ich fand es gut gewählt), in das man sich schnell hineinversetzen kann. Die Geheimnisse und Fragen die von Anfang an präsent sind (Was ist mit ihrer Cousine Lucy? Was will der Graf? Wie kommt es, dass doch Gwen das Gen hat? Die Loge? Der Lehrer? James?) ermuntern zum weiterlesen und die immer neuen Rätsel, sowie das Mistrauen das Gwen entgegen gebracht wird, haben mich schnell ermuntert weiter zu lesen. Ich finde auch die Beziehung zwischen Gwen und dem anderen Zeitreisenden Gideon toll, da sie sich von anderen ihrer Art abhebt. Sehr informativ fand ich auch, dass vor jedem Kapitel ein Eintrag aus den Chroniken der Wächter zu lesen war. Das gibt nicht nur Einblick in einen anderen Teil der Geschichte, es macht auch neugierig. Und viele dieser Einträge fügen sich am Ende in das große Ganze ein.
Die Charaktere sind…? Klasse. Jeder anders. Ich weiß nicht ob ich Charlotte hassen soll, weil sie arrogant ist, oder ob ich Mitleid mit ihr habe, weil sie keine Kindheit hatte und das Gen wirklich gerne gehabt hätte. Gideon fand ich genau wie Gwen zuerst doof, und dann eigentlich ganz cool (lange Haare sind trotzdem furchtbar). Der schwesterliche Streit zwischen Gwens Mutter und ihrer Tante (Charlottes Mutter) war so amüsant zu lesen, da ich selbst eine Schwester habe und vieles wiedererkennen konnte. Schließlich muss ich etwas zum Grafen von Saint Germain sagen, der vielleicht unser Antagonist wird und selbst Zeitreisender ist/war - ich habe den Mann gegoogelt. Es ist erstaunlich wie wirklich alles (inklusive der Vermutung er besäße ewige Jugend und könne in der Zeit zurück reisen) tatsächlich Legenden sind die so über ihn in Umlauf waren. 1A klasse Recherche!
Abschließend? …finde ich es schade, dass meine Box-Ausgabe keine bunten Seitenzahlen hat. Hätte ich das gewusst hätte ich mir vielleicht die einzelnen Bände bestellt und ein paar Euro mehr gezahlt. Obwohl die Box selbst mit dem großen Rubin darauf sehr schön ist (der übrigens passend gewählt ist, denn jedem Zeitreisenden ist ein Edelstein zugeordnet und Gwendolyn hat als Letzte von ihnen den Rubin, der zudem etwas ganz besonderes ist). Auch denke ich, dass 352 Seiten ein bisschen kurz sind, aber das nur weil sie mir so gut gefallen haben.

Lesekätzchen: Ich habe es Bücherhäschen zu verdanken, dass ich dieses schöne Buch lesen ‚musste‘. Und ich habe es definitiv nicht bereut.
Erst muss ich dazu sagen, dass ich Bücher hasse, in denen es um die Vergangenheit geht. Aber dadurch, dass sich Gwenny genau so wenig ausgekannt hat wie ich, war es einfach nur herrlich zu lesen. Die Hauptperson finde ich allgemein sehr angenehm, wenn sie sich auch zu oft von ihren Gefühlen blenden lässt. Aber sie ist noch jung und so ist das, die Liebe ist da noch eine sehr große Sache.
Ihre Familie ist anstrengend und Charlotte kann ich nicht leiden. Wobei man da vielleicht erwähnen sollte, dass ich verstehe, wie sie sich fühlen muss. Aber jedes mal wenn mich ein Anflug von Mitleid überfällt, macht sie dieses Gefühl mit ihrer bissigen Art zunichte. Armes Mädchen, kann man da nur sagen.
Leslie ist toll! Sie ist mir richtig, richtig ans Herz gewachsen mit ihrer Neugier, Aufmerksamkeit und Detektivarbeit. Und das alles ohne eine Spur von Neid.
Nun zur männlichen Hauptperson: Ich kann Gideon auch nach der letzten Seite nicht leiden. Er ist und bleibt für mich ein dämlicher Kotzbrocken und ich hab seine Art so satt. Einmal ist er freundlich zu Gwen, küsst sie, und im nächsten Moment bewirft er sie mit eisigen Blicken. So geht man doch nicht mit einem Mädchen um! Schon gar nicht wenn dieses sowieso schon total verwirrt ist durch die ganzen Ereignisse. Ich hoffe er überrascht mich im nächsten Teil, sonst sehe ich schwarz für den Kerl.

Die ganze Geschichte ist gut durchdacht und ich bin mindestens genau so neugierig darauf zu wissen was das „Geheimnis“ ist wie Gwenny. Zeitreisen gab es zwar schon immer und werden auch oft in Filmen und Büchern verwendet, aber das mit den Edelsteinen und dem Komplettieren des Kreises sind schon sehr spezielle, neue Ideen. Ich bin gespannt was die Autorin daraus noch so gemacht hat.

Ich hatte leider das gesamte Buch über den Eindruck, dass ich schon ein wenig zu „alt“ für dieses Buch bin, obwohl ich Jugendbücher sehr gerne lese. Ich hatte das Gefühl, das Buch ist eher etwas für „junge Jugendliche“ und keine „jungen Erwachsenen“. Ansonsten war der Schreibstil sehr einfach, man kann der Handlung sehr gut folgen und auch wird nicht viel um den heißen Brei herumgeredet. Zum Ende hatte ich allerdings ein Gefühl von „Das war es schon? Viel ist da ja nicht gerade passiert.“, was wiederrum den Lesespaß etwas trübt.
Das Buch war dennoch ein angenehmer Zeitvertreib und ich konnte richtig gut abschalten, eben weil das Buch so eine einfache Art von Leichtigkeit vermitteln. Die offenen Fragen veranlassen mich dazu gleich weiterzulesen (Vor allem – was ist mit Lucy und Paul? Und dem Grafen? Und den Geistern? Und der Gabe des Raben?), denn Bücherhäschen war so nett und hat mir die Teile aus der Bibliothek geholt.

Gesamteindruck:
Ein schöner Auftakt zu einer spannenden Trilogie rund ums Zeitreisen und die Liebe. „Rubinrot“ punktet mit abwechslungsreichen Charakteren, vielen spannenden Fragen und einem zwielichtigen Grafen samt Geheimloge. Zwar passiert im ersten Teil noch nicht so viel, wie man vielleicht hoffen würde, aber er macht dennoch eindeutig Lust auf mehr.


Lesehäschen: 9/10
Bücherkätzchen: 7/10
macht insgesamt: 8/10 erreichten Punkten