Sonntag, 26. Februar 2017

Dark Wonderland/Splintered


Dark Wonderland: Herzkönigin (orig. Splintered) von A.G. Howard
erschienen am 24.11.2014 bei cbt (01.01.2013 Amulet Books)
462 (orig. 371) Seiten

Klappentext: 
Folge dem Flüstern … in das Reich hinter dem Spiegel
Alyssa kann Blumen und Insekten flüstern hören, eine Gabe, die schon ihre Mutter um den Verstand brachte. Denn sie sind die Nachfahrinnen von Alice Liddell – besser bekannt als Alice im Wunderland. Als sich der Zustand ihrer Mutter verschlechtert, kann Alyssa ihr Erbe nicht mehr leugnen, sie muss jenen Fluch brechen, den Alice damals verschuldet hat. Durch einen Riss im Spiegel gelangt sie in das Reich, das so viel finsterer ist, als sie es aus den Büchern kennt, und zieht dabei ihren besten Freund und geheime Liebe Jeb mit sich. Auf der anderen Seite erwartet sie jedoch schon der zwielichtige und verführerische Morpheus, der sie auf ihrer Suche leitet. Aber wem kann sie wirklich trauen?

Aussehen: 
Auf dem Cover ist Alyssa zu sehen, grüner Hintergrund, Ranken und Insekten (allesamt animiert, außer ihr) runden das ganze ab. Hervorzuheben ist der grüne Farbstich, den das ganze Cover (zB ihre Augen) haben, die es ein wenig gruselig erscheinen lassen.

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
Wunderland, Alice, Retelling, Liebesdreieck

Rezension:
Splintered, oder Dark Wonderland, wie es auf Deutsch heißt (ja, ich mache mich darüber lustig, dass der deutsche Titel englisch ist) von A. G. Howard dreht sich um Alyssa und ihre Reise ins Wunderland.

INHALT
Die Geschichten sind wahr, Alice war dort, und hat auch gleich einen Fluch mitgebracht. Seitdem können die weiblichen nachfahren der Familie Liddell mit Pflanzen und Insekten reden, was sie leider in der Regel in den Wahnsinn oder in den Tod treibt. Als ihrer Mutter Elektroshock Therapie droht, und sich für Alyssa zeitgleich die Gelegenheit ergibt, bricht sie daher auf ins Wunderland und versucht dort mit ihrem besten Freund/Freund Jeb (man ist sich nicht so ganz sicher) die Fehler von Alice rückgängig zu machen, den Fluch zu brechen, und ihre Mutter zu retten.

ALLGEMEINES
Alyssa erzählt die Geschichte aus der ersten Person, wir sehen alles durch ihre Augen. Das Buch ist im Präsens geschrieben, was im übrigen gar nicht stört, und sogar zur Spannung beiträgt. So bleibt die ganze Zeit offen, ob Al das ganze nicht doch einfach nicht überlebt. Interessant ist auch die Interpretation des Wunderlandes. Alles ist düsterer, bedrohlicher als in den originalen Büchern, was damit erklärt wird, dass die kleine Alice vieles einfach anders/netter wahrgenommen hat.
Das englische Buch hat statt schwarzer, dunkelviolette Tinte, und auch die Folgeteile haben jeweils eine andere Farbe, in der geschrieben wurde. Ich hoffe sehr, dass das auch in der Übersetzung der Fall ist, denn es trägt unglaublich zum Flair des Buches bei.

SCHREIBSTIL
Das Buch ist nicht schlecht geschrieben, aber sowohl aufgrund des Themas, als auch linguistisch schwer zu verstehen. Oft muss man Absätze zwei Mal lesen, oder kann sich etwas, das beschrieben wurde nicht wirklich vorstellen (war bei mir vor allem bei Gewand und Umgebung der Fall). Eine klarere Schreibweise, bzw. Art die Dinge zu beschreiben und erklären, wäre hier also durchaus wünschenswert.

CHARAKTERE
Es gibt drei Charaktere, die eine große Rolle spielen. Alyssa, Nachfahrin von Alice und Skater Girl. Sie hört seit Jahren Insekten und Pflanzen und hat, um diese zum Schweigen zu bringen Insekten ausgewählt um damit Kunst (Mosaike udgl aus toten Insekten) zu machen. Heimlich ist sie in Jeb verliebt. Alyssa ist stur, und kann sich wehren, sie weiß (eigentlich) was sie will. Im Wunderland  sieht sie den dortigen Bewohnern ähnlicher und hat auch Kräfte, die sie allerdings noch nicht so gut kontrollieren kann, wie es aussieht, aber das kommt mit der Zeit. Sie ist später etwas hin und her gerissen zwischen Jeb und Morpheus, einem Bewohner des Wunderlandes, der die Raupe, oder in diesem Fall Motte (nach der Metamorphose) darstellt.
Morpheus ist sehr manipulativ, und weiß geschickt seine eigenen Ziele zu erreichen indem er andere verwendet. Er hat eine gemeinsame Kindheit mit Alyssa und scheint für sie doch auch Gefühle zu haben. Dabei ist er eigentlich ein ziemlich undurchsichtiger Charakter, der auftaucht wann er will, und versucht alle zu nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Dennoch ist er auf eine eigenartige Weise sympathisch.
Schließlich gibt es Jeb. In der realen Welt ist er der Kindheitsfreund von Alyssa und hat eine Freundin, sagt aber später, dass er eigentlich auf Al steht. Ständig versucht er sie zu kontrollieren, verbietet ihr Sachen, will nicht dass sie etwas für Morpheus tut, oder sich „in Gefahr begibt“. Anfangs wollte ich noch, das die beiden zusammenkommen, denn er wirkte wirklich nett, auch als er ihr ins Wunderland folgt fand ich das noch gut. Aber in einer Welt in der er sich nicht auskennt (im Gegensatz zu Al übrigens), und auf niemanden hören will, wird er immer kontrollierender, und schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich ihn nicht mag. Als die beiden kurzzeitig getrennt werden, war das ein wahrer Segen für mich.

MEINUNG
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich liebe Erzählungen um das Wunderland, und fand diese düstere Version sehr ansprechend. Man sollte allerdings beide Teile des Originals gelesen haben, da gleich zu Beginn bereits Charaktere aus „Through the Lookingglass“ vorkommen. Die Charaktere waren alle sehr glaubhaft, ihre Interpretationen fand ich genial, aber Jeb kann ich leider nicht leiden. Er macht das ganze relativ anstrengend zu lesen, da er alle paar Seiten einen Einwand hat, was Al nicht tun darf. Hinzu kommt, dass ich den Text insgesamt als schwer zu lesen empfunden habe. Man sollte sich also überlegen in welcher Sprache man das Buch liest.

Splintered bedeutet übrigens "abgespalten" oder "zersplittert", was ja meiner Meinung nach ein sehr passender, aber auch tiefgreifenderer und interpretierbarer Titel ist. Das Buch in einem Wort zusammengefasst eben.
Übrigens eine Anmerkung zum Cover. Ich mag es per se eigentlich schon, aber die Ranken und Käfer sind so dermaßen auffällig animiert, dass es schon nicht mehr gut aussieht. Auch wirkt es, als wäre Alyssas zweites Auge wegretuschiert worden. Bei allen Buchcovern, die ich in letzter Zeit so gesehen habe, fällt es mir daher schwer dieses als schön oder hässlich zu bezeichnen. Ich nenne es mal verschenktes Potential.



Gesamteindruck:
Insgesamt hinterlässt das Buch einen positiven Eindruck, und das Verlangen mehr zu lesen, zu wissen für wen sich Al endgültig entscheidet, und was da noch kommt. Sprachlich gesehen zwar anspruchsvoll, aber dennoch den Aufwand wert.


macht 8,5/10 Punkten

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