Dienstag, 7. Februar 2017

Glücksmädchen







Glücksmädchen von Mikaela Bley
erschienen im Ullstein Verlag am 10.02.2017
320 Seiten

Klappentext: 
Ellen Tamm ist besessen vom Tod, seit ihre Zwillingsschwester vor acht Jahren starb. Sogar während ihrer Arbeit verfolgt sie der Verlust: Sie ist Kriminalreporterin bei einem Stockholmer Fernsehsender und sucht sich mit Absicht die schlimmsten Fälle aus. Als könne sie damit den Tod überwinden und die Trauer aus ihrem eigenen Leben verdrängen. Dann verschwindet an einem kalten, verregneten Tag die achtjährige Lycke spurlos. Ellen soll über den Fall berichten. Aber mit einem Mal funktionieren ihre Abwehrmechanismen nicht mehr. Es ist, als hätte sie ihre Zwillingsschwester erneut verloren. Panisch sucht sie nach Lycke. Kann sie das Mädchen retten und endlich Frieden finden?

Aussehen: 
Auf dem Cover ist ein Mädchen zu sehen, dass in Richtung Wasser schaut. Der Himmel ist auffallend blau.

Schlagworte, die wir damit verbinden: 
verschwundenes Mädchen, Reporter, Krimi

Rezension:
Allem voran erst einmal ein großes Dankeschön an NetGalley und den Ullstein Verlag, für mein Rezensionsexemplar.
 „Glücksmädchen“ von Mikaela Bley handelt vom Verschwinden der kleinen Lycke und der Reporterin Ellen Tamm, die mehr als jede andere daran setzt das Mädchen wieder nach Hause zu bringen.

INHALT
Lycke sollte zum Tennistraining, aber sie kam nicht wieder. Was von der Polizei zunächst nur so halb ernst genommen, und von Ellen's Boss wegen der Quoten ausgewählt wird, entwickelt sich zu einem Fall, der das ganze Land in Atem hält. Bald suchen alle nach der kleinen Lycke. Dabei ist zu erwähnen, dass Ellen von mehr als beruflichem Ehrgeiz angetrieben wird, hat sie doch ihre eigene Schwester auch so verloren. Hinzu kommt, dass bald klar wird, dass die Eltern von Lycke kaum etwas über ihre Tochter wissen. Der Vater hat eine neue Familie, die Stiefmutter kann das Mädchen nicht ausstehen und Mutter Helen hat eigentlich auch wenig Ahnung von ihrem Kind. Einzig das Kindermädchen scheint Lycke zu kennen.


ALLGEMEINES
Die Kapitel sind nach Tagen unterteilt, und weiter in Personen und Uhrzeiten. Da steht dann zum Beispiel etwas wie Ellen 9:00. Besonders interessant ist hierbei die Uhrzeit- anhand dieser kann man sich gut orientieren. Leider sind die Angaben meiner Meinung nach nicht immer ganz einheitlich. So folgt manchmal auf ein "Kapitel" von Ellen ein weiteres Kapitel von ihr, welches zeitlich später spielt, manchmal stehen aber auch nur "***" zur Abgrenzung. Hier muss ich sagen sind mir die Sterne lieber- anders klingt es nicht ganz passend.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Ellen, aber auch der Mutter, dem Kindermädchen und der Stiefmutter von Lycke erzählt.
Das Thema Scheidung, bzw Scheidungskinder ist hier sehr präsent. In „Glücksmädchen“ wird schnell klar, wie sehr Lycke unter der Situation zu leiden hat, wie wenig Zeit beide Eltern für sie haben und auch welche Ausmaße das im Extremfall annehmen kann.
Außerdem hat Ellen immer noch mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu kämpfen, und beschäftigt sich, gegen den Rat ihrer Psychologin auch in ihrer Arbeit mit diesem Thema. Für sie ist es eine Art Obsession geworden, unter der sie selbst am meisten leidet.
Unter der Oberfläche spricht dieser Krimi also durchaus wichtige Themen an, über die man sich auf jeden Fall Gedanken machen sollte. Vor allem die Perspektive der Hinterbliebenen, also Ellen, ist eher etwas seltenes.


CHARAKTERE
Ellen Tamm, Reporterin, besessen vom Tod. Anders als anfangs gedacht ist Ellen ein sehr interessanter Charakter. Sie lässt sich nicht aufhalten, und sucht auf ihre Weise, und mit sehr viel Einsatz nach Lycke. Dabei hat sie neben ihrer Vergangenheit auch noch die gescheiterte Beziehung zu ihrem Chef, die zwar schon länger vorbei ist, aber dennoch eine Rolle spielt, zu bewältigen.
Lyckes Eltern Helena und Harald sind beide keine Charaktere die man schnell mögen wird. Beide wissen nicht wie es in ihrer Tochter aussieht und vor allem Harald wirkt, als wäre er unfähig Beziehungen einzugehen. Auch in Bezug auf seine neue Familie. Helena dagegen, aus deren Gedankenwelt man durchaus mehr erfährt macht sich zumindest echte Sorgen, aber ihre Herangehensweise ist eine, die weniger nachvollziehbar ist. Sie ist sehr kontrolliert, bis hin zur Gefühlskälte. Beide können nicht zugeben wie wenig sie über ihre Tochter wissen, was vielleicht hilfreich gewesen wäre.
Haralds neue Frau ist ebenfalls ein zweischneidiges Schwert. Sie ist einerseits liebevoll zu ihrem Sohn, und wenn etwas aus ihrer Sicht geschildert wird, so kann man es gut nachvollziehen, sympathisiert man mit ihr. Andererseits hat auch sie was zu verbergen und war alles andere als nett zu Lycke.
Schließlich ist Mona lobend hervorzuheben. Die alte Haushälterin ist die einzige, die das Mädchen kennt, und auch wenn sie nur recht wenig vorkommt, war sie charakterlich mein Highlight. 


MEINUNG
Der Krimi ist spannend, gut geschrieben und die Namen, um die ich mir zunächst Sorgen gemacht hatte sind so gewählt, dass man im Deutschen keine Probleme damit hat. Ortschaften und Straßen waren da schon ein wenig schwieriger. Mit der Handlung war ich sehr zufrieden. Es gab genug Twists und Turns, sodass man sehr lange im Dunkeln tappte, und auch die Nebenhandlungen um Ellen waren sehr ansprechend und haben mich lange unterhalten. Außerdem denke ich, dass hier viele Themen behandelt werden über die man nachdenken sollte. Der Titel ist im Übrigen auch etwas, worüber man ein wenig nachdenken sollte...

Lycke, oder Lykke, bedeutet übrigens Glück- ob Lycke dieses hat oder nicht, müsst ihr aber selber herausfinden ;)

Gesamteindruck:

Daher kann ich dieses Buch ohne Vorbehalte weiterempfehlen, und freue mich weiteres um Ellen zu lesen.



macht 8,5/10 Punkten für ein spannendes Leseerlebnis

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